An den Börsen sah man im abgelaufenen zweiten Quartal vor allem die positiven Aspekte.
Das galt auch für die Emerging Markets – und dabei selbst für Länder wie Russland, Indien oder Brasilien, die im Kampf gegen die Epidemie Rückschläge einstecken mussten. Unser Fonds hat von diesem guten Marktsentiment im zweiten Quartal überdurchschnittlich profitiert. Sein Anteilswert verteuerte sich im ersten Halbjahr um knapp 23 Prozent, und schloss dieses zugleich mit einem neuen Allzeithoch ab. Dies steht in einem erfreulichen Kontrast zum Vorjahr, als die von uns bevorzugten Märkte und Einzelaktien zunächst sichtbar zurückgeblieben waren. Wir haben seinerzeit natürlich trotzdem an unserer Strategie festgehalten, und der Markt hat uns dafür inzwischen belohnt.
Unsere Value-Orientierung hat nun Früchte getragen. In den vergangenen Quartalen kam uns zugute, dass sich die Marktteilnehmer wieder deutlich breiter ausrichteten. Die Erholung, die man jetzt vor Augen hat, erstreckt sich auf viele Wirtschaftsbereiche, und nicht mehr nur auf die wenigen Einzelunternehmen, auf die man sich 2020 hauptsächlich fokussierte. Die zunehmend im Raum stehende „Normalisierung“ macht auch „ganz normale“ Geschäftsmodelle wieder interessant – zumal dort die Bewertungen viel attraktiver sind als bei den digitalen Stay-at-Home-Unternehmen, die man monatelang für die allerletzte Krisen-Zuflucht hielt.
In unserem Fonds-Portfolio gab es bisher kein Unternehmen, das durch die Krise ernsthaft geschädigt oder in ihrem Verlauf sogar untergegangen wäre. Die Gesellschaften, in die wir seit dem Ausbruch von Covid-19 investiert waren, sind dank ihres stabilen Geschäfts und ihrer Substanz durchwegkrisenfest. Es freut uns zweifellos, dass diese Aktien inzwischen wiederentdeckt worden sind. Wir haben aber natürlich auch zur Kenntnis genommen, wie der Markt zuvor genau dieselben Substanzwerte gemieden hat – obwohl ihre Robustheit sie als Krisen-Investments geradezu prädestiniert hätte. Aber auch als Value-Anleger sind wir den Launen der Märkte unterworfen.
Indonesische „Kursraketen“
Vielsagend war etwa die Kursentwicklung bei verschiedenen kleineren Technologiewerten aus Indonesien, in die wir schon 2020 investierten. Diese Aktien sprangen Anfang 2021 an – und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem bei den großen, internationalen Technologietiteln die Rallye erst einmal vorbei war.
Der abrupte Kursanstieg bei diesen Werten hat uns selbst überrascht. Wir waren uns zwar bewusst, dass wir bei diesen Aktien gute Wachstumsperspektiven zu einem günstigen Preis bekamen. Wir hätten aber nicht gedacht, dass die Stimmung derart schnell umschlägt. Ein großer Erfolg war etwa die Investition in PT Digital Mediatama Maxima, einem Dienstleister, der internationale Markenanbieter wie Familymart, Fujifilm oder Kentucky Fried Chicken in Indonesien bei der Umsetzung ihrer digitalen Marketingstrategien unterstützt.
Das Wachstum bei Digital Mediatama wurde durch Covid-19 nur vorübergehend unterbrochen. Im ersten Quartal 2021 sprang der Umsatz zum Vorjahr wieder um 112% nach oben. Die Gesellschaft hat außerdem die Zahl der Bildschirme, auf denen die Werbespots der Kunden laufen, um 69% gesteigert, und beteiligte sich außerdem noch an einem Venture, das Ladestationen für Elektrofahrzeuge betreibt.
Das alles sorgte dafür, dass sich der Wert der Aktie während einer Haltedauer von nur zehn Monaten versiebenfachte. Damit war für uns aber der Zeitpunkt gekommen, um die aufgelaufenen Gewinne komplett mitzunehmen.
Ähnlich erfreulich entwickelten sich im Zuge dessen die Anteilsscheine von NFC Indonesia. Die Gesellschaft betreibt in Indonesien mehrere E-Commerce-Plattformen und ist unter anderem auch an PT Mediatama beteiligt. Hier konnten wir von Februar bis Juni einen Gewinn von rund 175 % vereinnahmen, und haben die Position dann ebenfalls wieder aufgelöst.
Wachstum zu guten Preisen
Mit beiden Unternehmen verknüpft ist die indonesische Holding M Cash, die sich in den letzten Jahren ein ansehnliches Beteiligungsportfolio an Gesellschaften mit digitalen Geschäftsmodellen aufgebaut hat. Diese Aktie hat sich seit unserem Einstieg im vierten Quartal im Wert bereits verdreieinhalbfacht.
Hier sind wir allerdings noch investiert, denn das Wachstumspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Indonesien ist mit 250 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, und erlebt gerade in vielen Lebensbereichen einen sprunghaften Digitalisierungsschub.
Die eben erwähnten Technologiewerte sind beim AvH Emerging Markets Fonds nicht unbedingt typische Fondspositionen. Sie schütten schließlich keine Dividenden aus und weisen außerdem vergleichsweise hohe KGVBewertungen auf.
Dennoch waren es für uns zum jeweiligen Kaufzeitpunkt attraktive Investments. Denn auch in den Emerging Markets und Frontier Markets ist die digitale Transformation der meisten Geschäftsbereiche zurzeit eine allgegenwärtige Realität – auch wenn viele westliche Anleger sich das kaum vorstellen können.
Und im Vergleich zu den stark strapazierten Wachstumsstorys in den reichen Ländern bekommt man diese Wachstumsaktien noch sehr günstig. Das gilt vor allem für die Kurs-Umsatz-Bewertungen, die hier meist nur bei einem winzigen Bruchteil dessen liegen, was man an der Nasdaq bezahlen muss. Es versteht sich von selbst, dass man solche Aktien nur bekommt, weil sich der Rest der Welt dafür schlichtweg nicht interessiert.
Ein solches Desinteresse kann vorübergehend sein – wie im Fall der oben genannten Wachstumsunternehmen aus Indonesien. Es kann aber auch länger anhalten, so wie das bei einigen Frontier Markets seit Jahren der Fall ist. Wie lange solche Phasen anhalten, lässt sich seriös kaum prognostizieren.
Hat man aber erst einmal beschlossen, sich davon nicht abschrecken zu lassen, dann kann man in fast jeder Marktlage Qualität zu sehr vorteilhaften Kursen kaufen – selbst jetzt, wo viele große Börsen von einem Rekord zum nächsten eilen.
Wo gibt´s noch solche Aktien?
Die meisten unserer Positionen sind aber nach wie vor klassische Substanzwerte mit niedriger Bewertung und hohen Ausschüttungen. Auch diese Werte kaufen wir unabhängig von der Marktlage, und halten an ihnen gegebenenfalls auch lange fest. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Aktie des ägyptischen Satelliten-TV-Anbieters Nile-Sat, die wir schon seit Mitte 2019 im Portfolio haben, obwohl die Kursentwicklung bisher enttäuscht hat. Das Unternehmen ist schuldenfrei, die Nettobarmittel liegen über dem Börsenwert, die Dividendenrendite hat mittlerweile fast 11% pro Jahr erreicht und wird zudem in harten US-Dollar ausbezahlt. Hinzu kommt aktuell eine KGV-Bewertung von vier.
Es versteht sich von selbst, dass man solche Aktien nur bekommt, weil sich der Rest der Welt dafür schlichtweg nicht interessiert.
Langweilige Investments
Zuletzt sind wir beispielsweise neu bei der Globrands Group aus Israel eingestiegen. Das Unternehmen beliefert seit Jahr und Tag Geschäfte und Kioske mit Zigaretten und Kaugummis, und ist der Generalimporteur von zahlreichen Artikeln von Japan Tobacco, British-American, Tobacco und Wrigleys. Das Geschäft ist sehr stabil und wirft zugleich außerordentlich hohe Margen ab. Trotzdem ist die Aktie nicht sonderlich gefragt. Das liegt auch daran, dass Unternehmen mit Tabak-Bezug allgemein nicht mehr sonderlich beliebt sind. Hinzu kommt aber noch, dass es sich bei Globrands um einen Nebenwert handelt, dessen Geschäftsmodell man zu allem Überfluss noch als „langweilig“ empfindet.
Beim AvH Emerging Markets Fonds kann uns ein Unternehmen dagegen kaum langweilig genug sein – denn genau das spricht oft für eine hohe Verlässlichkeit und eine sichtbare Unterbewertung – und beides kann man als Investor nicht hoch genug schätzen! So haben uns diese Indizien auch bei Globrands zu einer vielversprechenden Aktie geführt. Die KGV-Bewertung liegt aktuell gerade mal bei sechs und die Dividendenrendite bei deutlich über 15 %.
Das Portfolio
Gute Kennzahlen sind für unsere Investitionen ein entscheidender Faktor. Das schlägt weiterhin auch auf unser Fonds-Portfolio durch.
Der jüngste Marktaufschwung hat zwar auch bei unseren Aktienpositionen die Bewertungen steigen lassen. Dennoch lag das Durchschnitts-KGV der im Fonds enthaltenen Wertpapiere zum Quartalsende lediglich bei 7. Das durchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis befand sich wiederum bei 1,2, und die Aktien warfen eine durchschnittliche Dividendenrendite von 7,4 % ab. Diese Kennzahlen untermauern unsere konsequente Value-Ausrichtung, und dürften auch verdeutlichen, was uns von anderen Schwellenländer-Aktienfonds unterscheidet.
Substanz wird weiter unser Hauptaugenmerk bleiben. Darum werden wir auch in Zukunft vor allem an solchen Märkten nach Chancen suchen, die die anderen Investoren wahlweise für langweilig, uninteressant oder gar für untragbar halten. Besonders erfreulich ist dabei, dass es uns die Umstände jetzt zumindest teilweise wieder erlauben, unsere Zielunternehmen auch vor Ort in Augenschein zu nehmen. Ich habe schon immer darauf beharrt, dass es gerade bei Investments in eher exotischen Ländern elementar wichtig ist, sich von den börsennotierten Unternehmen selbst ein Bild zu machen.
Am meisten haben mich aber wieder einmal die von mir besuchten Unternehmen beeindruckt. Georgia Capital etwa verfügt mit seinen Krankenhäusern, Testzentren und seinen vielen Beteiligungen im Immobilien-, Konsum- und Alternative-Energien-Bereich ohnehin über ein stark unterschätztes Portfolio. Und sowohl die Bank of Georgia als auch die TBC sind hoch professionell geführte Finanzhäuser, von deren Profitabilität und Marktmacht etwa die deutschen Institute nur träumen können.
Auch und gerade in Covid-19-Zeiten gilt, dass die Nachrichtenlage nicht immer den vielschichtigen Realitäten vor Ort entspricht. Ich halte viel davon, aufmerksam auf das sehen, was andere nicht sehen wollen – oder schon zu kennen glauben. Niemand sollte die Welt rein durch eine rosarote Brille sehen. Es genügt aber manchmal schon, die Dinge, die andere für eindeutig negativ halten, einfach nur neutral und realistisch zu sehen.
Ihr Axel Krohne
Head of Portfolio Management
AvH Emerging Markets Fonds UI